Bruno Tamme war Architekt und hat mit seinen Entwürfen ein Stück Stadtgeschichte mitgeschrieben

Der Architekt Bruno Tamme, dessen Wirken für die Stadt besonders in den 20er Jahren von Bedeutung war, hat mit seinen Entwürfen zweifellos ein Stück Stadtgeschichte mitgeschrieben. Der in Gotha geborene Tamme erlernte zunächst den Beruf des Zimmerers. 1899 ging er an die Gothaer Baugewerbeschule, die sich damals noch im Gebäude des Augustinerklosters befand. 1903 verließ er diese, um anschließend in München ein Hochschulstudium zu absolvieren. Nach dessen Beendigung kehrte er in seine Heimatstadt zurück und war hier von 1913 an als freier Architekt tätig. Neben Gotha war der Architekt Tamme vor allem im Ruhrgebiet tätig, wo er hauptsächlich Industriegebäude projektierte. Eines der ersten von ihm entworfenen Gebäude in Gotha war das am Hauptmarkt Nr. 6/7 Ecke Hünersdorfstraße, das während des Ersten Weltkrieges erbaut wurde. 1926 projektierte er das Dr.-Scheffler-Haus in der Waltershäuser Straße, den älteren Gothaern ist es als das „Blaue Wunder“ bekannt. Als 1926 die Gothaer Eisenbahnerbaugenossenschaft die Wohnsiedlung „Am schmalen Rain“ durch den Architekten Richard Neuland planen ließ, erarbeitete Tamme den Entwurf für den Bauabschnitt rund um den Geschwister-Scholl-Platz. Im Jahre 1928 wurde er von der jüdischen Firma „Conitzer und Söhne“ beauftragt, einen Entwurf für ein Kaufhaus in Gothas Innenstadt zu erarbeiten. Er schuf ein sehr modernes, der Bauhaustradition entsprechendes Gebäude in der Erfurter Straße. Es ist das heutige Kaufhaus „Joh“. Zur damaligen Zeit stand es jedoch im starken Kontrast zur bisher in der Residenzstadt gewohnten Bauweise und fand zahlreiche Gegner. Inzwischen ist es zu einem Denkmal der modernen Architektur geworden. Im Jahre 1944 wird seine Karriere von einem schicksalhaften Unglück überschattet. Bei einem Bombenangriff am 10. November 1944 verliert er seine Frau und seine 2 Töchter, die sich während des Angriffs in ihrem Wohnhaus in der Friedrich-Jacobs-Straße Nr. 2 aufhielten. Eines seiner letzten Projekte, das eine komplexe Umgestaltung des Gothaer Hauptfriedhofes vorsah, ist aus Kostengründen leider nicht zur Realisierung gekommen. 1964 verstirbt der einst gefeierte Stararchitekt verarmt in seiner Wohnung in der Gotthardstraße 1, nachdem er in seinen letzten Lebensjahren ganz auf die Hilfe seiner Schwester angewiesen war. Er wurde in einem Familiengrab beigesetzt, ohne das sein Name auf dem Grabstein erwähnt wird.

Urnenplatz (Teil III)

Ort der Grabstätte: Feld 3 IIb Nr. 97